Interview mit Jack Kennedy
Wie schätzt Du Deine Rookie-Saison in der WSS ein?
"Ich hatte ein wirklich angenehmes erstes Jahr in der WSS und es war wirklich fantastisch. Phillip Island war gleich ein spannender Start, ich denke, dass wir dort unsere eigenen Erwartungen übertroffen haben. Wir waren im Qualifying auf Rang fünf und im Rennen in den Top Ten. Das hat uns als Team richtig angestachelt, denn wir wussten gleich was es braucht, um vorn dabei zu sein. Das Ziel war, so viele Punkte wie möglich zu sammeln und das haben wir mit den Top Ten in nahezu jedem Rennen geschafft. Unsere Konstanz zahlte sich aus und wir erreichten den siebten Gesamtrang, was ein wirklich tolles Ergebnis für die ganze harte Arbeit des Teams ist. Ich habe mich damit, dass ich das in meiner Rookie-Saison erreicht habe, auch sehr glücklich gemacht.
Hattest Du erwartet, dass die WSS so anspruchsvoll ist?
"Natürlich! Es ist die Supersport WM und das ist für jeden Fahrer ein großer Schritt, aber darum bin ich ja her gekommen. Der Wettbewerb ist hart, gerade mit starken Fahrern, die so schnell sind. Die Top 20 waren durch fast nichts getrennt. Dieses Saison wurde vorn von Sam (Lowes) und Kenan (Sofuoglu) dominiert, in den meisten Rennen kämpften acht Fahrer um den letzten Platz auf dem Podest. Du musst einfach die ganze Zeit bei der Musik sein, denn ein kleiner Fehler in irgend einer Session und du musst das ganze Wochenende über nur aufholen. Wenn du im Rennen in den ersten drei oder vier Runden in keiner guten Position bist, können Lücken entstehen, die dann nicht mehr zu schließen sind."
Du warst immer sehr schnell, auch wenn Du die Strecken kaum kanntest. Außerdem war es ein neues Team für Dich. Trotzdem fehlte dann im Rennen irgendwie etwas. Weißt Du mittlerweile warum?
"Es war für mich ein Lehrjahr mit einem neuen Team, Motorrad und Strecken und es war eine anständige Lernkurve. Ich habe mich schnell auf den neuen Strecken zurecht gefunden, was ein kleiner Bonus war. Auf manchen Strecken war ich im Qualifying echt gut, kam dann im Rennen aber weiter hinten an, als ich vielleicht wollte. Das Team hat mir eine gute Basis-Abstimmung erarbeitet, mit welcher ich immer schneller wurde. Wir konnte damit herumspielen und uns weiter verbessern. Es gibt immer ein paar „hätte, wäre, wenns und vielleichts", wenn man auf eine ganze Saison zurückblickt, aber insgesamt war ich mit meinen Leistungen in den Rennen zufrieden. Ein paar der engen Pisten haben besser zu unserem Motorrad gepasst, aber auf den schnellen Strecken, wo man einfach pure Leistung braucht, war es etwas frustrierend.
Die Starts selbst waren bei einigen Läufen ein Problem. Da habe ich meine guten Qualifyings ruiniert, indem ich einfach nicht weg gekommen bin. Die Lebensdauer der Reifen hat wohl die größte Rolle bei meinen Ergebnissen gespielt. Man kann sein ‚Rennfahrer-Handwerk' nur verbessern, wenn man Rennerfahrung sammelt und ich habe über die Saison gelernt, besser mit meinen Reifen hauszuhalten. In Portimao haben wir vermutlich unsere beste Chance auf ein Podest verloren. Ich bin von Beginn weg extrem stark gefahren, besser denn je zuvor, und habe mit Kenan (Sofuoglu) und Sam (Lowes) im ersten Qualifying um die Pole Position gekämpft. Leider gab es im letzten Qualifying eine kleine Kolission zwischen Sam und mir, ich blieb an einem hochstehenden Kerb hängen und verletzte mein Knie echt schlimm. Ich war nicht mal sicher, ob ich das Rennen würde fahren können, denn ich konnte ohne Hilfe nicht laufen. Aber ich holte mit Rang sechs erneut mein bestes Ergebnis. Ich war mit diesem soliden Resultat zufrieden, auch wenn ich verletzt war. Ich hatte trotzdem das Gefühl, das Potenzial für das Podest zu haben und ich wollte dieses Podium wirklich."
Wie war das Arbeiten bei Rivamoto?
"Ausgezeichnet, ich hätte mir kein besseres Team für meine Rookie-Saison wünschen können! Wir hatte eine tolle Saison. Ich kam von Anfang an mit allen gut klar und wir hatten ein gemeinsames Ziel. Ich hatte nie Druck den sie meinen dort: Nur ein glücklicher Fahrer ist ein schneller Fahrer. Das Team hat das ganze Jahr über hart gearbeitet, um mir das bestmögliche Motorrad hinzustellen und sie haben immer nach Möglichkeiten gesucht, um das Motorrad weiter zu verbessern. Ich war bei meinen Mechanikern, Andy und Fulvio, in sicheren Händen. Sie haben mir auf der Strecke ein tolles Vertrauen gegeben."
Ich hatte auch viel Glück einen Mentor wie Jeremy McWilliams zu haben. Wir haben wirklich sehr gut zusammengearbeitet und ich habe in dieser Saison so viel von ihm gelernt, was ich mir für nächstes Jahr mitnehmen werde. Ich bin ihm Dankbar, dass er mir diese Chance gegeben hat, auf die Bühne der Weltmeisterschaft zu steigen. Dieses Jahr war es ein Privileg für mich, mit so einer tollen Crew zu arbeiten und wir sind als gute Freunde auseinander gegangen. Ich wünsche dem Rivamoto Team für die Zukunft nur das Allerbeste."
Wie geht es bei Dir nächstes Jahr weiter?
"Ich werde wieder in der Supersport WM fahren, dann für PTR Honda. Es ist toll, dass die Pläne stehen und wenn ich mich weiter so verbessern kann, wie bisher, dann wird nächstes Jahr hoffentlich noch mal ein Schritt nach vorn. Ich bin gespannt auf PTR, denn sie haben schon mit Eugene, Jules und Sam gezeigt, dass sie um den Titel kämpfen können. Das Lehrjahr ist vorbei, ich habe eine gute Saison hinter mich gebracht, jetzt kenne ich die Strecken und ich denke, dass ich besser denn je zuvor fahre. Jetzt möchte ich regelmäßig auf das Podest und in meinem zweiten Jahr auch in der WM-Wertung mitmischen. Ich bin auch schon ein Jahr Honda gefahren, es ist also gut, beim gleichen Hersteller zu bleiben. Ich denke auch, dass die Regeländerungen gut für Honda sind. Es wird nicht einfach und ich weiß, dass die Konkurrenz härter denn je wird, aber ich fühle mich bereit für das nächste Level."