Paul Denning: Druck, Erwartungen, Arbeit
Der Chef von Voltcom Crescent Suzuki spricht über sein Team und die neue Saison in der Superbike Weltmeisterschaft.
Die letzten Vorbereitungen von Voltcom Crescent Suzuki auf die eni FIM Superbike Weltmeisterschaft 2014 sind in vollem Gange. Die Team-Trucks sind bereits auf dem Weg nach Spanien, um dort den ersten Test des Jahres zu absolvieren. Paul Denning gab kurz zuvor einen Einblick, was er sich von der kommenden Saison und seinem neu gestalteten Voltcom Crescent Suzuki Team erwartet.
Paul, dieses Jahr gibt es viel Aufregung rund um Dein Team und Deine neuen Piloten. Was denkst Du über Deine zwei Neuzugänge?
“Sehr positiv. Aber gleichzeitig wird an das Team auch eine gewaltige Erwartung gestellt, eine ordentliche Struktur und ein Motorrad hinzustellen, die für Eugene (Laverty) und Alex (Lowes) gut genug sind, um ihre unbestrittenen Talente nutzen und sie Rennen gewinnen zu lassen.
Alex war eine relativ leichte Entscheidung als Ende der Saison 2013 klar war, dass er frei sein würde. Gerade zum Ende der Britisch Superbikes-Meisterschaft legte er eine beeindruckende Leistung an den Tag, eine Entschlossenheit und Reife, die für sein Alter wirklich besonders war. Das machte mir die Entscheidung sehr, sehr einfach. [...] Alex hat unsere Entscheidung beim ersten Test in Jerez bereits gerechtfertigt. Er und die GSX-R scheinen schon gute Freunde geworden zu sein und wir sind auf die Zukunft gespannt. Wir haben auch für 2015 eine Option auf Alex und ich sehe keinen Grund, warum wir die nicht ziehen sollten.
Wir haben einige Monate lang mit Eugene verhandelt, aber um ehrlich zu sein hat es mehr gebraucht als Hartnäckigkeit und Einsatz, um seine Unterschrift zu bekommen. Es war wirklich sehr schön als ich den Anruf bekam und hörte: ‚Prima, lass es uns tun, keine Diskussionen mehr, ich bin happy 2014 eine Suzuki zu fahren’. Aber es war schon spät im Jahr und das bedeutete, dass wir mit Leon (Camier) leider nicht weitermachen konnten - was für beide Seiten unerwartet kam. Aber wir sind hier, um das beste als Team und für Suzuki zu tun, für jeden Sponsor und jeden Einzelnen, der über die Jahre so viel Einsatz reingesteckt hat. Wenn du die Chance hast einen Fahrer unter Vertrag zu nehmen, der den WM-Titel nur knapp verpasst, in der Saison neun Rennen gewonnen und 19 Mal auf dem Podium gestanden hat, hast du einfach keine Wahl und musst zugreifen. Es ist ein Privileg zwei so fantastische Fahrer im Team zu haben. Wir arbeiten alle gern zusammen. Klar gibt es hohe Erwartungen und Druck, aber es ist ein schöner Druck und wir freuen uns darauf.“
Neben zwei neuen Piloten gibt es auch in der Team Struktur ein paar Neuzugänge. Wie fügt sich die Mannschaft jetzt zusammen und welche Vorteile erhoffst Du Dir von den neuen Mitarbeitern für die Gesamt-Entwicklung?
“Teil der Forderungen von Eugene, um für unser Team zu fahren, war, seinen eigenen Crew-Chief Phil Marron mitzubringen, der in den letzten zehn Jahren erfolgreich und professionell mit Eugene gearbeitet hat. Phil kennt die Suzuki, er hat vor ein paar Jahren mit dem TAS British Superbike Team gearbeitet. Er ist ganz lässig, organisiert und professionell und hat sich nahtlos eingefügt. Die größte Änderung in der Teamstruktur ist, dass wir 2014 Davide Gentile dabei haben werden. Er hat unglaubliche Erfahrungen mit der Strategie und Entwicklung der ECU im Yamaha Werksteam und zuletzt bei Ducati Corse. Die ECU-Strategen im Motorradrennsport sind derzeit vergleichbar mit den Aerodynamikern der Formel 1 - sie sind der Knackpunkt in Punkto der Leistungsentfaltung der Motorräder und sie helfen dem Fahrer die immense Leistung der Motoren zu nutzen, die diese Bikes heutzutage abdrücken. [...]“
Welche Leistungen erwartest Du in der kommenden Saison vom Team und wie werden sich die neuen Regeln darauf auswirken?
“Ich persönlich denke nicht, dass die Regularien in der Open-Klasse der Superbikes irgendwelche Auswirkungen auf die Gesamtwertung untereinander, zwischen den verschiedenen Teams, haben werden. Ich glaube, dass das Leistungsverhältnis weiterhin mehr von der Gesamtentwicklung des Motorrades abhängt und davon, wie die besten Fahrer mit ihren Maschinen klar kommen und ob sie all ihre Fähigkeiten nutzen können, um mit den anderen zu kämpfen.“
Wie glaubst Du wird die Evo-Klasse die Rennen und die Meisterschaft als Ganzes beeinflussen?
„Ich hoffe, dass die Startaufstellung mit konkurrenzfähigen Motorrädern und Fahrern aufgefüllt wird. Es gibt da schon ein paar sehr interessante Einschreibungen. Auf gewissen Strecken gibt es keinen Grund, warum die Evo-Bikes nicht mit den vollen, Open-Klasse, World Superbike Maschinen mithalten können sollten. [...]“
Wer werden in dieser Saison Eure Hauptkonkurrenten sein?
“Wir sind ein Team, welches noch wächst. Wir sind 2013 viel konkurrenzfähiger geworden, wenn man bedenkt, dass es das erste Jahr des Teams in der Superbike WM war. Wir haben letztes Jahr kein Rennen gewonnen und wir haben eine ziemlich realistische und bescheidene Herangehensweise an 2014. Wir kennen das Potenzial der Fahrer, wir wissen, dass die GSX-R großes Potenzial haben kann. Aber um die Resultate aus diesem ganzen Potenzial die bestmöglich werden zu lassen, müssen wir alles richtig machen und weiter voll entschlossen weiter arbeiten. [...]“
Was erwartest Du von den anstehenden Tests?
“Die vier Tage in Almeria und Portimao werden einfach nur Shakedown-Tests. Ich glaube nicht, dass die Temperaturen auf beiden Strecken besonders förderlich sein werden, um wirklich schnell zu fahren. Wir sind auch in einer Position, wo die Suzuki besser werden muss, entwickelt werden muss. Im Vergleich zu 2013 hat sie einige bedeutende Änderungen erfahren. [...]“
Wie sehen Deine langfristigen Ziele mit dem Crescent-Team aus?
“Der Motorradrennsport ist ein schwieriges Business und ist meistens ziemlich kurzfristig ausgelegt. Viele Verträge werden nur auf Jahresbasis gemacht. Aber wir hatten Glück, dass wir neben unsere langjährigen Beziehung zu Suzuki für 2014 einige weitere Partner gewinnen konnten. Details dazu werden wir in Kürze offiziell bekannt geben. Crescent profitiert auch von einem großartigen Team an engagierten, talentierten Leuten. [...]“