Barrier: Schwieriges 2015 – und die Zukunft
Der Franzose Sylvain Barrier sucht nach einer schwierigen Saison das Positive.
Sylvain Barrier, zweifacher Superstock 1000 Champion, war zu Beginn des Jahres mit dem BMW Motorrad Italia SBK Team in seine zweite Saison in der eni FIM Superbike Weltmeisterschaft gestartet – der gleichen Truppe, mit der er auch 2014 sein Debüt in dieser Klasse gegeben hatte. Jene Saison war aber von verschiedensten Verletzungen durchsäht.
Nach den ersten beiden Rennen in Australien und Thailand musste Barrier Anfang der Saison 2015 das Team verlassen – und eine fünfjährige Partnerschaft mit der bayrischen BMW-Marke wurde beendet. Der Franzose kam im G.M. Racing Team unter und kehrte in die Superstock 1000 Klasse zurück, wo er die neue Yamaha YZF-R1M fährt. Doch schon am ersten Rennwochenende verletzte er sich an der Schulter und diese Blessuren sind bis jetzt noch nicht vollständig abgeklungen.
Sylvain, du hattest einen komplizierten Start in die Saison 2015: Erst Superbike WM, dann zurück in den Superstock 1000 Cup. Wie hat sich das für dich angefühlt?
„Mein Start in die Saison war sehr schwierig. Bei BMW gab es große Veränderungen und mit ein paar neuen Leuten im Unternehmen gab es Konflikte. Sie haben sich entschieden, unsere Partnerschaft aufzulösen. In der Zwischenzeit habe ich auch für Michelin gearbeitet, um deren MotoGP-Reifen zu testen. Das war ein Problem für BMW.“
„Yamaha hat viel unternommen, um mit einem starken Motorrad zurückzuschlagen. Das Team hat es nicht gestört, wenn ich gleichzeitig für Michelin arbeitete. Wenn alles nach Plan gelaufen wäre, würde ich nächstes Jahr einen Platz bei Yamaha in der Superbike WM bekommen.“
Deine ersten Runden sind in Aragón mit der Yamaha R1M ja gut gelaufen, aber dann hattest du einen schweren Sturz. Sag uns etwas zu deinem Debüt auf diesem Motorrad...
„Für unsere erste Session auf dem Motorrad ist in Aragón alles gut gelaufen. Ich war am ersten Tag Zweitschnellster – und das war mein erster Tag auf dem Motorrad. Am Tag danach war es um einiges Kühler und mit ist in der zweiten Kurve das Vorderrad weggerutscht. Ich war unter dem Bremshebel-Protektor eingeklemmt und als ich ins Kies rutschte, ist das Motorrad einfach auf mir gelandet. Ich brach mir vier Rippen und hatte Schmerzen in der Schulter. Es war schwer, mit diesen Verletzungen zu fahren, aber ich habe einfach die Zähne zusammengebissen.“
„Am Wochenende darauf waren wir in Assen und ich hatte noch Schmerzen in der Schulte. Die Woche darauf bin ich in der Italienischen Meisterschaft unterwegs und das hatte vorrangig mit der Entwicklungsarbeit für Michelin zu tun. Danach haben wir in Mugello getestet und das hat alles dazu geführt, dass ich keine Zeit hatte, meine Schulter untersuchen zu lassen, bis ich gespürt habe, dass da etwas ausgerenkt ist. Ich dachte, dass es ein Muskel-Problem sei und habe meine Schulter tapen lassen, aber die Ausrenkung war noch da.“
„Nach einer Weile hat das Tape dann meine Haut beschädigt, darum bin ich dann zu einem Chirurgen, der mich schon vor einer Weile mal behandelt hatte. Er fand eine gerissene Sehne und einige Risse in den Muskeln. Es war Nichts allzu ernstes, aber das war der Grund meiner Probleme. Ich hatte dann vor einem Monat eine Not-OP im Clinique du Parc in Lyon, die von Dr. Jerome Garret durchgeführt wurde, ein bekannter Spezialist. Ich habe diese Woche die nächste Kontrolle.“
Was erhoffst du dir von den nächsten beiden Läufen?
„Das hängt von den Ergebnissen bei der Kontrolle ab. Die Yamaha ist ein ausgezeichnetes Motorrad. Das einzige Problem ist die Entwicklung der Elektronik. Die japanischen Ingenieure wollen die absolute Perfektion erreichen, bevor wir die im Rennen einsetzen können. Ich weiß, dass sie mit dem YEC System große Schritte vorwärts gemacht haben. Das Motorrad hat richtig viel Potenzial, gerade, wenn es um das Verhalten geht. Es ist ziemlich einfach: Das Chassis und die Schwinge kommen direkt aus der MotoGP. Ich bin jetzt in einem Privat-Team, das offizielle Team ist von Adrien Morillas (MRS Yamaha). Wir werden sehen, wie es in den nächsten Rennen läuft. Wenn alles gut geht, können wir nur Fortschritte machen.“
Wie sieht das Verhältnis zwischen deinem Team und Yamaha aus?
„Ich hatte noch nie so viel Respekt und Sympathien wie mit dem Yamaha-Team. Mein vorhergehendes Team war richtig schön, aber die Manager von Yamaha zeigen einen Respekt, den andere nicht zeigen. Sie haben diese Rennsport-Kultur und viel Respekt für die Fahrer. Ich bin da sehr glücklich, aber sie haben für die nächste WorldSBK-Saison schon ihre Fahrer und Teams ausgewählt.“
Wie sieht deine Zukunft aus?
„Ich versuche meine Erfahrung einzusetzen, um die Michelin MotoGP Reifen zu entwickeln und damit vielleicht im MotoGP-Fahrerlager eine Tür aufzustoßen. Ich weiß, dass ich nicht bereit bin, um MotoGP zu fahren, da muss noch einiges aussortiert werden, aber wenn ein Hersteller (wie MV Agusta oder andere) über einen Einstieg nachdenken sollten, könnte ich ihr Motorrad auf den Michelin Reifen mit meiner Erfahrung entwickeln. Auf der anderen Seite könnte ich ein starkes Motorrad in der WorldSBK bekommen. Das ist aber nur eine Vorstellung, an der ich gerade etwas arbeite.“
Für dich ist also noch alles offen?
„Für nächstes Jahr ist noch nichts entschieden. Es finden noch viele Gespräche statt. Wie müssen klar weiter machen, um so viele Türen als möglich zu öffnen.“