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Interview: Giugliano ist zurück

Wednesday, 25 November 2015 08:40 GMT

Der Italiener ist bereit für den ersten Test seit Laguna.

Der Mittwoch in Jerez könnte für Davide Giuglianos Motul FIM Superbike World Championship Saison 2016 entscheidend sein.

Heute wird der Aruba.it Racing-Ducati SBK Team Pilot zum ersten Mal wieder auf seine WorldSBK-Spezifikation der Panigale R steigen, nachdem ihm ein heftiger Sturz die letzten vier Rennwochenenden der Saison 2015 verdarb. In Runde 2 des zweiten Rennens in Laguna Seca am 19. Juli hatte der Römer einen Highsider und brach sich den D3 Wirbel.

Vor diesem Test gab Giugliano ein Interview.

Wie hast du dich nach der Verletzung erholt?

Die Orthese für meinen Rücken hat grundsätzlich meinen ganzen Oberkörper blockiert, also habe ich natürlich Muskelmasse verloren. Ich konnte nur laufen, aber bin 12 bis 13 Kilometer am Tag gegangen, jeden Tag, durchschnittlich. Interessanterweise bin ich die längste Distanz gelaufen als ich das Team in Jerez besucht habe. Dort bin ich 22 Kilometer gegangen, um die Strecke, vielleicht auch weil ich nervös war, weil ich nicht gegen meine Rivalen antreten konnte [lacht].
Welche Einschränkungen musstest du während der 90 tägigen Erholungszeit hinnehmen?

Ich konnte die Orthese im Grunde nur abnehmen, um mich zu waschen. Meine Mobilität war natürlich eingeschränkt, aber ich hatte Glück, dass ich meine Aktivitäten nach und nach wieder ohne neurologischen Schaden aufnehmen konnte. Es hat viel Geduld gebraucht, aber das Wichtigste ist, dass ich zurück in ein normales Leben konnte. Das war eine schlimme Verletzung und ich hatte Angst. In der Lage zu sein, ‚nur’ mit einem gebrochenen Wirbel und einigen Prellungen davonzukommen, war mehr als glücklich. Ich will meinen technischen Sponsoren Arai und Dainese danken, die mich vor möglicherweise schlimmeren Konsequenzen geschützt haben.
Du hast das Training wieder aufgenommen. Was genau machst du da?

Ich habe mit Physiotherapie begonnen – und ich hatte viel davon, um die Spannungen loszuwerden, die von der Orthese verursacht wurden – und dann habe ich im Swimming Pool trainiert, um eine Überlastung zu verhindern. Seit der ersten Novemberwoche habe ich ein intensiveres Programm, das vorrangig auf Ausdauer ausgelegt ist. Sobald ich die zurück habe, werde ich mich auch auf Krafttraining konzentrieren.

Am 14. November hattest du endlich wieder eine Lederkombi an und hast auf einem Supermoto Bike trainiert. Wie hat es sich angefühlt nach so langer Zeit wieder auf einem Bike zu sitzen?

Ich wollte unbedingt wieder fahren, musste aber auch eine mentale Barriere brechen. Ich habe die körperlichen Schmerzen nicht vergessen, die ich ertragen musste und auch die Bitterkeit, die damit verbunden war, es so lange abzusitzen. Wir müssen uns nicht wie Superhelden benehmen. Wir sind alle nur Menschen, jeder mit seiner oder ihrer eigenen Angst – und ich dachte in den letzten Monaten viel darüber nach – aber unsere Leidenschaft übertrifft sie. Auf dem Bike zu sitzen ist für mich entscheidend, es gibt mir Kraft. Der erste harte Bremspunkt war eine Art Wette. Ich war mir nicht sicher, ob ich die alten Empfindungen zurückerlangen konnte. Aber sobald ich das Bike quer legte, fühlte ich einen unglaublichen Ausbruch von Freude. Vielleicht noch mehr als in der Vergangenheit.

In Jerez wirst du zum ersten Mal Aligi Deganello (Crewchief) und Paolo Biasio (Renningenieur) an deiner Seite haben, zwei erfahrene und beliebte Techniker. Wie wirst du herangehen?

Zunächst einmal möchte ich Ducati und Aruba erneut danken, dass sie mir wieder helfen und mir zwei großartige Profis zur Seite stellen. Meine Crew war bereits extrem qualifiziert, aber ich denke, dass Aligi und Paolo die Messlatte noch höher legen werden. Ich denke nur daran, wie viele WM-Titel sie im Laufe ihrer Karrieren schon geholt haben. Ich bin glücklich und zufrieden, dass ich mich auf ihre Erfahrung verlassen kann. Zunächst einmal müssen wir uns kennenlernen, ein Kommunikationsprotokoll und einen Arbeitsplan festlegen und wir müssen dabei Spaß haben, ohne irgendetwas zu übereilen.

Deganello hat mit Marco Simoncelli gearbeitet, mit dem du schon auf Pocket Bikes gefahren bist. Was bedeutet es für dich, ihn jetzt an deiner Seite zu haben?

Es ist emotional und gleichzeitig eine Quelle weiterer Motivation. Ich will keine alten Wunden öffnen, die niemals komplett heilen werden, aber ich erinnere mich daran, dass ich mit Marco oft über Aligi gesprochen habe. Er hat viele WM-Titel gewonnen und ich hoffe, dass ich Marcos Traum fortsetzen und Ergebnisse holen kann, die ihn glücklich machen – wo auch immer er jetzt ist.

Warum ist es wichtig – auch für nur drei Tage – vor der Winterpause zu testen?

Ich muss mein Vertrauen auf dem Bike wiederfinden. Das Verhalten eines Superbikes kann man nicht mit einem anderen Bike vergleichen, auf denen wir trainieren. Ich muss bei Null beginnen und einen besseren Kurs einschlagen. Ich muss viele Runden zurücklegen, um zu verstehen, wie mein Körper reagiert. Normalerweise dauert es acht Wochen, wieder in Form zu kommen und ich hatte nur zweieinhalb. Ich bin nicht bei 100 Prozent, aber es ist nicht das erste Mal, dass ich mit einem derartigen Problem klarkommen muss. Nach der Verletzung in Australien zu Beginn der Saison hatte ich auch nicht die Zeit, wieder in Form zu kommen, bevor ich wieder Rennen fuhr. Ich hatte also ein bisschen zu kämpfen.

Wie sieht dein Programm für die Winterpause aus?

Körperliche Fitness wird Priorität haben. Ich habe bereits ein System, das 2/3 Sessions pro Tag beinhaltet, fünf Tage die Woche. Es ist ein hartes Training, aber ich will für den ersten Test 2016 in bester Form sein. Ich brauche Kraft und Ausdauer. Ich werde also kaum Zeit für Urlaub haben [lacht]. Das war der härteste Moment meiner Karriere. Du realisierst nicht, wie sehr du es brauchst ein Motorrad zu fahren, bis es dir weggenommen wird. Ich bin 26 und fahre seit ich 5 Jahre alt bin, also bin ich es einfach gewohnt.

Was kannst du Positives aus 2015 mitnehmen?

Es war eine harte Saison, aber ich denke, dass ich mit meinen durchschnittlichen Punkten pro Rennen zufrieden sein kann. Ich stand drei Mal auf dem Podium – obwohl ich nicht in Topform war – und beendete jedes Rennen vor Laguna Seca immer in den Top-5, außer rennen 1 in Donington, wo ich Reifenprobleme hatte. Die Leute konzentrieren sich natürlich auf den Sturz, der mich viel gekostet hat, aber ich denke, dass ich konstanter war als in der Vergangenheit.
Interview des Aruba.it Ducati-Racing SBK Teams