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Vertrauen: Die mächtigste Kraft im Rennsport

Wednesday, 20 April 2016 12:47 GMT

WorldSBK-Kommentator Steve English analysiert das Assen-Wochenende.

Ganz klar: Vertrauen hat im Rennsport die größte Kraft. Damit kann ein Fahrer unschlagbar sein, ohne es kann es ganz schnell bergab gehen. In Assen ist Jonathan Rea ein ganz wichtiger Schritt in Richtung WorldSBK-Titelverteidigung gelungen. Er dominierte das Wochenende mit einem Doppelsieg, dabei hatte er zu Beginn des Niederlande-Laufes noch seine persönlichen Zweifel angemeldet.

Der Nordire musste alles geben und sehr viel Glaube und Vertrauen in sein Team um ihn herumsetzen, um zu gewinnen. Thailand und Aragón waren schwierig gelaufen, da sagte er, dass er sich nie wohl auf dem Motorrad gefühlt habe. Die 50 Punkte aus Assen dürften die Nerven um einiges beruhigt haben.

Es ist nahezu unvorstellbar, dass Rea Zweifel an seinem Paket anmelden musste, denn seit er 2015 zu Kawasaki gewechselt ist, ist er durchgängig WM-Führender gewesen. Die ZX-10R Ninja 2016 ist aber ein ganze anderes Biest, als das, welches er letztes Jahr gefahren ist und Rea hat eine Weile gebraucht, sich mit dem neuen Motorrad anzufreunden.

Der Fahrstil des Weltmeisters passt nicht ganz so einfach auf dieses Motorrad mit der doch geänderten Motor-Charakteristik. Damit machte sich etwas Unsicherheit im Rea-Lager breit und auch die Grundabstimmung konnte nicht so schnell wie letztes Jahr gefunden werden. Auch die Eingewöhnungszeit, die Reas Crew mit dem neuen Motorrad gebraucht hat, darf nicht vernachlässigt werden. Das Vertrauen und der Glaube zwischen Rea und seinem Crewchief, Ex-Racer Pere Riba, sucht seines Gleichen. Das hat sich gerade am letzten Samstag gezeigt, als Rea blind der Abstimmung von Riba vertraute und Lauf eins gewann.

Vor der Superpole hatte es nicht eine Session im Trockenen gegeben, daher war es eine Mammut-Aufgabe, die es dort zu stemmen galt. Es dauerte etwas, ehe Rea Fahrt aufnahm, doch im Rennen wuchs das Vertrauen und er machte sich an der Spitze davon.

Vertrauen ist das Lebenselixier für alle Rennfahrer und das ist schwieriger zu erlangen, als es zu verlieren.

Momentan hat Leon Camier einige Gründe, sich selbstsicher zu fühlen. Der Brite hat gerade das beste MV Agusta-Ergebnis in der Superbike Weltmeisterschaft aller Zeiten eingefahren, wurde am Samstag Vierter. Camier verlangte der unterschätzten MV alles ab und konnte mit dem hervorragend handlebaren Chassis einige Fachexperten überraschen.

Auch Josh Brookes sind einige Schritte nach vorn gelungen und er konnte am letzten Wochenende gehörig Vertrauen sammeln. Der amtierende British Superbike Champion hatte am Samstag noch Probleme gehabt, aber am Sonntag glänzte er bei abtrocknender Strecke. Er kämpfte sich vor seinem Boxenstopp durch das ganze Feld und sammelte Führungskilometer. Im Warmup am Sonntag war Brookes Fünfter geworden, gab zu Protokoll, dass er sich auf der BMW noch nie zuvor so wohl gefühlt habe. Der Australier nahm diesen Schub mit, stürzte aber im Rennen, nachdem er auf Slicks gewechselt hatte. Klarerweise war er danach enttäuscht.

Michael van der Mark musste bei seinem Heimrennen erkennen, was Höhen und Tiefen bedeuten. Der holländische Superstar gab im ersten Lauf alles um zu gewinnen, was allerdings im Kiesbett endete. Trotzdem beeindruckte er stark. Wenn man gegen Leute wie Davies und Rea an der Spitze kämpft, dann geht es immer eng zu und man muss ständig auf der Hut sein.

Im Rennen zwei hatte er das Wetterchaos im Griff und belohnte die vielen, vielen Fans mit einem Podest. Der Honda-Pilot ist in Windeseile zu einem der besten Superbike-Piloten der Welt avanciert und ist auf dem Fahrermarkt schon jetzt eine hochgehandelte Aktie. Er scheint nicht mehr weit vor seinem ersten WorldSBK-Sieg zu stehen.

Jonathan Rea kann derweil alles Vertrauen der Welt haben. Er hat mittlerweile 45 Punkte Vorsprung auf dem Konto, das sind fast zwei Rennsiege Vorsprung. Bis Laguna Seca im Juli kommen die Rennen jetzt Schlag auf Schlag, das heißt im Umkehrschluss aber auch, dass jeder noch so kleine Fehler teuer werden wird.